28./29.4.2021
All die Linien in meinem Gesicht erzählen von meinem Leben bis heut, geliebt, gelebt, gegeben, gereut. Unzählige Geschichten könnt ich erzählen aus 50 Jahren, bin ich über hohe Berge und durch tiefste Täler gefahren. Über raue Klippen geklettert, durch wilde Strudel geschwommen, manch Tag ist wie Sand durch die Finger geronnen. So zeichnete das Leben die Fältchen und Spuren in mein Angesicht, Vieles könnt ich erzählen, Manches lieber nicht. Doch all das formte mich zu der, die ich bin und wenn du mich kennenlernen magst, schau bitte genauer hin!
Sieh hinter die Maske, die zum Schutz ich oft trag, welche Narbe wie entstand, bitte frag!
Immer mal wieder entdeck ich im Spiegel Neue, sie sprechen von Liebe und Reue, von Trauer und Schmerz, vom im Glücke hüpfenden und vom gebrochenen Herz.
Wo kam ich her, wie wurde ich, wer ich jetzt bin? Wo stehe ich nun und wo will ich noch hin?
Oftmals umspielt ein Lächeln meinen Mund, obwohl es im Innern total wund und im Kopf ein Tornado fegt, der ganze Universen bewegt.
In meiner Tiefe verwundet, trug ich Schicht um Schicht ab, hab das Monster wiederholt umrundet, aufgearbeitet nicht zu knapp. Kurz vorm Kern rannte ich weg, zu tief saß der Schreck, meinte, es sei alles gelöst, so bin ich weiter durchs Leben gedöst. Doch jetzt bin ich bereit, den Weg in die Heilung zu geh’n, bedeutet es auch, dem Dämon mitten ins Gesicht zu seh’n.
Ganz leise weint dieser eine Teil in mir lang weggedrängte Tränen, die die Kämpferin so lange verbarg, sich ihrer jetzt nicht mehr braucht schämen. Denn schwach sein bedeutete aufzugeben, so durfte der sanfte Teil in mir nie wirklich leben.
Und so schau ich wie von draußen auf mich hinab:
Nein, die Last auf ihren Schultern ist nicht die ihre,was, wenn sie all ihre Schutzmauern verliere? Wenn sie abwirft den Ballast, den viel zu lang sie getragen, in ihrem Kopf überschlagen sich plötzlich die Fragen. Eine Vision nimmt Gestalt an, wie es könnte sein, so schließt sie die Augen und lässt sich drauf ein. Vor ihren Augen gemalt in bunten Farben in Licht und Liebe, entsteht ihre Zukunft der sanften Triebe. Ein Lächeln auf ihrem Gesicht…mehr verrät sie jedoch nicht. Hat Angst, dass man ihre Träume zerstört, das, was doch im Grunde nur ihr gehört.
Sie ist müde vom Kämpfen, zu Boden sinkt ihr Schild, der Lärm in ihr kaum zu dämpfen, malt ihre Seele ein neues und farbenprächtiges lebendiges Bild. All ihr Sehnen und ihre kühnsten Träume pinselt sie auf die Leinwand ihres Lebens, gleich einem Regenbogen durchs Grau weiß sie, Nichts von Alledem, was hinter ihr liegt, war vergebens!
Ein Sein, wo sie frei ist und endlich ihre Berufung lebt, ganz sie selbst ist und in ihrer Leichtigkeit schwebt.