27.09.2000
Das kleine MÄDCHEN mit den Sommersprossen lief und lief, schon wochen-, monate-, nein sogar jahrelang war es unterwegs..Es hatte schöne Dinge gesehen und erlebt, aber auch manch Grausames, Böses, was es in seiner Tiefe verletzt hatte und klein bleiben ließ. Es war durch Täler gegangen, hatte kleine Hügel erklommen, die großen Berge erschienen ihr viel zu hoch und machten ihm Angst. Es hatte Schluchten überwunden, war in manchen Abgrund gestürzt. Jeder Fall hatte Schmerzen verursacht, Wunden hinterlassen und Kraft gekostet. Und doch war es immer wieder aufgestanden und weitergegangen, selbst wenn es manchmal unmöglich schien. Viele Menschen waren ihm begegnet, manchmal jedoch hatte es sich den Tieren näher gefühlt. Nun war es in einem Tunnel angelangt, der sich lang und dunkel vor ihm erstreckte. Doch DA, ganz hinten am Ende des Tunnels, vermochte es ein kleines Licht zu erkennen. Hoffnung loderte in ihm auf, da wollte es hin…hin zum und ins LICHT. Zu beiden Seiten des Tunnels standen Menschen. Ihre Hände reckten sich dem Mädchen entgegen. Manche griffen nach ihr, krallten, klammerten sich fest und einige schlugen sogar nach ihr, stießen sie fort. Aber da waren auch offene, wärmende Hände und Arme, die sich anboten, ihr Halt, Schutz und Liebe zu geben. Konnte sie vertrauen? Durfte sie sich hingeben? Wie oft war sie getäuscht worden, enttäuscht gewesen. Sie sah sich um. Plötzlich verschwanden viele der Gesichter und Arme, die bedrückende Enge nahm ab. Nun schaute sie genauer hin. Sie sah all die Menschen, die ihr Leben begleitet hatten oder es noch taten. “Was soll ich nur tun?”, dachte das kleine Mädchen. “Geh ich weiter oder bleib ich hier?” Sie drehte sich um. “Nein, auf keinen Fall zurück!”, dachte sie. Hierbleiben-ausbremsen lassen-…hin-und hergerissen wand sie sich. Ihr Blick ging in die Ferne-hin zum Licht! Sah nur sie es und vermochte nur sie zu erkennen, dass es blitzte und näher zu kommen schien? Da wollte sie hin. Doch konnte sie alle hier zurücklassen? Sie musste es tun, wenn sie an dem Schmerz, den sie in sich trug, nicht zerbrechen wollte! Die Menschen um sie herum schauten fragend, Mancher vorwurfsvoll, verständnislos, ihr Zögern nicht verstehend. Sie wusste, die, die sie liebten, würden es verstehen, dass sie jetzt gehen musste-auf dem Weg zu sich selbst. Mancher würde ihr folgen, sie begleiten. Den Einen wollte das Mädchen bei der Hand nehmen und bitten, mitzugehen, doch sacht zog er seine Hand zurück. Seine Augen voller Schmerz, Angst, aber auch tiefer Liebe schob er sie in Richtung des Lichtes, drückte ihr sanft einen Kuss auf ihre Stirn. Tränen rannen über das Gesicht des Mädchens. Ihre Füße wollten sie nicht wegtragen von ihm, doch er schob sie weiter vorwärts. Noch einmal streckte sie ihre Arme nach ihm aus, schrie ihre Verzweiflung ins Dunkel. Doch er hatte seine Augen niedergeschlagen, nicht vermocht, sie nochmal anzusehen und war hinter den Anderen verschwunden. Ein großer Schmerz riss sie herum, sie fiel hin, lag da und weinte. Stimmen riefen “Steh auf, geh!” Mühsam erhob sie sich, schleppenden Schrittes trug sie ihren Körper vorwärts. Immer wieder drehte sie sich um. War er wirklich gegangen? Wie sollte sie das alleine schaffen? “Vielleicht kommt er ja nach!”, dachte sie noch voller Hoffnung. Sie streckte sich ein wenig, alles schmerzte. Ihre Tränen rannen herab, wurden zu einem Bächlein, das sie begleitete. Irgendwie fühlte es sich erleichternd an. Und so erblühten am Rande des Tunnels Blumen und das Dunkel klarte auf. Da-das Licht-es kam immer näher! Als sie sich umdrehte, waren die Anderen verschwunden. Ihre Stimmen vermochte sie noch leise zu hören. Den Rest des Weges rannte sie. Gleisendes Licht ließ sie ihre Augen bedecken. Sie war angekommen! Sie war da!! Nun ist meine Zeit, dachte die junge FRAU! ICH WERDE LEBEN!