Wendepunkt

27.11.2020 Krankenhaus Josephstift

Liege hier in meinem Bett im Krankenhaus allein, Einsamkeit kriecht plötzlich tief in mich hinein. Was ist falsch an mir, was trieb mich weg von dir?  Wo führt mein Weg jetzt hin, weiß ich denn wirklich, WER ich bin? Gedanken drehen sich im Kreis, grad ist mir so kalt, dann wieder heiß. Hier ist ein Raum, um „an-zu-heilen“, um ein paar Tage zu verweilen, doch sehne ich mich so nach daheim, da kann ich ganz nah bei mir sein. So laufen mir immer wieder die Tränen, kein Grund, sich ihrer jetzt zu schämen.  Doch Keiner soll sie seh’n, Gedanken sich im Kreise dreh’n. Etwas kämpft in mir und wühlt, so als ob man alles auf einmal fühlt. Als bräche ein Sturzbach von all dem Angestauten über mich herüber, Trauer und Freude, Gedichte und Lieder.  So viele Fragen in meinem Kopf sich winden.. die Antworten darauf werden sich finden.  Bin ich immer noch Frau?  Wie kann ich ab jetzt Neues „gebären „? Werd ich ohne dieses Organ noch in meiner Urweiblichkeit gewähren? Im Februar hab ich mein Kind verloren, wär‘ es bei mir geblieben, würd ‚ es in Kürze geboren.  Es gibt Tage, die Alles nach oben holen, nicht sanft oder wie auf leisen Sohlen. Nein, dein Pflaster ward rigoros abgerissen und da sitzt du nun inmitten Alledem, was vergangen und zerschlissen.  Und du schaust dich um und fragst dich „was nun?“ und gehst in dich, um zu hör’n, was jetzt ist zu tun. Und du lauschst in deine Stille, schaltest ab Verstand und Wille und lässt los dein ewig Fragen, magst nicht einmal mehr was sagen.  Nein, du willst nur Ruhe spür’n, die KONTROLLE mal verlier’n. Die, die immer Obacht gibt, jeden deiner Gedanken siebt, die dich hadern lässt und schwanken, doch du willst nicht länger wanken. Denn viel zu lang hast du ertragen, getrautest dir nicht, STOPP zu sagen oder NEIN zu jenen Leuten, die dein Lebenslicht vergeuden. Hast gut funktioniert, deine Arbeit getan, die Maske saß fast perfekt, Keiner sah es dir an, wie sehr es dich quälte, es durchzuziehen, obwohl es dich drängte, weit weg zu fliehen. Dein Körper schrie schon lange HALT, deine Seele folgte ihm recht bald.  Und jetzt ist sie da.. die Zeit mit dir…und du fragst dich „was genau will ich hier?“ Hier auf Erden zu dieser Zeit, was möcht‘ ich erreichen, bin zum nächsten Schritt ich bereit? Welche Spuren hinterlass‘ ich im Sand? Hab ich mein wahres Potential erkannt? Und dein Herz fühlt die Enge, in die es gepresst, dein Körper sehnt sich nach Frieden, hast zu lang ihn gestresst. Und so atmest du tief und spürst das Stechen im Bauch, atmest sanfter und gibst etwas Liebe darauf. Denn du weißt, nur DU kannst und darfst deine Wunden heilen, und jetzt die Zeit nur mit dir allein teilen!! Und so legst du dich nieder, streckst deine Glieder, legst dich zur Ruh, die Augen fall’n dir langsam zu. Morgen geht die Sonne auf und der neue Tag nimmt seinen Lauf. Und ich bin in Dankbarkeit und für den neuen Weg bereit. 

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